Bonita, guapa & mamacita: kleines Reisewörterbuch
Allerlei Begriffe für die holde Weiblichkeit in Lateinamerika
Wer in Lateinamerika unterwegs ist, wird mit Begriffen, Wörtern oder Ausrufen konfrontiert, die manchmal einer Erklärung bedürfen. Denn selbst, wenn Sie als Reisender des Spanischen mächtig sind, erschließen sie sich einem nicht sofort von selbst. Wir eröffnen an dieser Stelle ein kleines Reisewörterbuch im América-Andina-Blog: Praktische, interessante und kuriose Vokabeln für unterwegs!
Anfangen möchten wir mit Begriffen, mit denen die holde Weiblichkeit auf der Straße bedacht wird. Weil unsere Länder-Experten von lateinamerika.reisen allesamt weiblich sind, haben sie in dieser Hinsicht auf ihren Reisen und Aufenthalten in Lateinamerika ausgiebig Erfahrungen gesammelt 😉
In Ecuador zum Beispiel, erzählt Kollegin Germaine, wird Frauen gerne „Mamacita!“ hinterhergerufen. Also die Verniedlichungs-/Verkleinerungsform von Mama. Ein netter Ausruf, der der Frau gegenüber auch Respekt zollt. Keineswegs vergleichbar mit einem „Mutti“ oder „Muttchen“ bei uns! Germaine kennt diese zurückhaltende Ausdrucksweise vor allem aus konservativen Gegenden und Städten Ecuadors. Und ganz ehrlich? Sie freut sich sogar über die Wahrnehmung ihrer Person – nach dem Motto: „Gott sei dank – ich lebe noch!“
Ähnliche Erfahrungen hat unsere ehemalige Auszubildende Franziska – blond und langhaarig – gemacht. Dass Frauen mit Kommentaren bedacht werden, ist normal, erklärt sie. Als Touristin sollte man die Sprüche und Rufe nicht allzu ernst nehmen, „damit fährt man am besten“. „Guapa!“ – „Hübsche“ wurde ihr in Guatemala oft zugerufen, „wenn’s gut läuft…!“, fügt sie augenzwinkernd hinzu. „Dios guapa“ würde dann „O Gott, wie hübsch!“ heißen. Aber auch anzüglichere Ansprachen hat sie kennengelernt. „Ignorieren“, rät sie. Insgesamt kann sie dem Ganzen eine positive Seite abgewinnen: „Es pusht das Selbstbewusstsein.“
Auch Kollegin Antje empfindet es nicht als unangenehm, von den Männern Lateinamerikas so bewusst und zu jeder Zeit wahrgenommen zu werden. „Zurück in Deutschland fühlt man sich erst mal sehr unsichtbar – das ist auch kein schönes Gefühl.“ Pfiffe und Zurufe der Latinos sei eben normal. „Einfach weitergehen und ignorieren“, rät sie. „Rubia“ (Blonde) haben die Männer unserer hellhaarigen Antje oft hinterhergerufen. Oder auch „Bonita“ – „Schöne“. „Ich habe es nicht als unangenehm empfunden“, lacht Antje verschmitzt. Ein Wort, das ihr nicht gefällt, und das auch nicht freundlich gemeint ist, lautet: „Gringa“. Der Begriff verdeutlicht Ausgrenzung. Denn gemeint sind damit eigentlich Ausländer, die meist eine nichtromanische Sprache sprechen – vor allem werden US-Amerikaner so bedacht.
Richtig vulgäre Wörter wie puta, zorra, perra (Schlampe, Hure – eigentlich Füchsin oder Hündin) haben unsere Länder-Expertinnen nie gehört!
Fazit: Für die meisten Männer Lateinamerikas ist es einfach „normal“, Frauen etwas hinterherzurufen. Und für die Frauen Lateinamerikas ist es ein Zeichen der Wahrnehmung und Beachtung. Umgekehrt würde das bedeuten: Wenn die Männer es nicht tun, muss man fast an seiner eigenen Präsenz zweifeln 😉
Und hier nochmal die Reisewörter dieses Beitrags zum Mitschreiben:
bonita |
Schöne |
gringa |
Ausländerin. Definitiv unfreundlich gemeint. |
guapa, „dios guapa!” | Hübsche; „O Gott, wie hübsch!” |
mamacita |
Verniedlichungs-/Verkleinerungsform von Mama – eher freundlich, respektvoll. |
perra, puta, zorra | Schlampe, Hure. Kein weiterer Kommentar. |
rubia |
Blonde. Je nach Tonfall 😉 |