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Hilfe für wilde Tiere in Ecuador

Freiwilligenarbeit im Amazonas-Dschungel – Lukas aus Münster (18) engagiert sich im Tierschutz

Wenn Lukas Feeken den tonnenschweren Sack Weißkohl durch die Anlage trägt, hat er manchmal einen hungrigen Verfolger. Ein wilder Tapir hängt sich an seine Fersen, in der Hoffnung, bald von dem saftigen Grün etwas zu bekommen. Dabei ist der Sack eigentlich für die Pecaris und Schildkröten bestimmt …

Der Tapir lebt – wie viele andere wilde Tiere des Amazonas-Regenwaldes – im amaZoonico Wildlife Rescue Center (Río Arajuna, Tena) in der Provinz Napo in Ecuador. Er war verletzt aufgefunden worden. Im Rescue Center wird das Rüsseltier aufgepäppelt, ärztlich versorgt und – wenn alle Umstände  passen – wieder ausgewildert. „Der Tapir ist nicht allzu scheu – und hat das Futter gerochen“, erzählt Lukas lachend. Der 18-Jährige aus Münster hat gerade sein Abitur gemacht und arbeitet jetzt für zwei Monate im amaZoonico Wildlife Rescue Center. Es handelt sich um ein so genanntes Volunteering (Freiwilligenarbeit) zwischen Abi und Studienbeginn.

Lukas Feeken, amaZonico, Ecuador
Die Besucher kommen aus allen Ecken der Welt. Hier zeigt Lukas ihnen eine Anakonda, die nicht allein jagen kann.

 

Lukas Feeken, amaZonico, Ecuador
Ein hungriger Tapir heftet sich an Lukas Fersen, um von dem Grünzeug etwas abzubekommen.

Als Schüler reiste Lukas im Jahr 2018 bereits nach Ecuador und auch auf die Galápagos-Inseln – und zwar mit der IJM Stiftung Heidelberg (Institut für Jugendmanagement). Die Erlebnisse dort haben ihn fasziniert – und die Idee, sich um ein Volunteering zu bemühen, fasste Fuß.  „Im Rahmen dieser dreiwöchigen Forschungsexpedition war ich auch als Besucher im amaZoonico Wildlife Rescue Center. Dort hat es mir so gut gefallen, dass ich mich dann einfach beworben habe …“ Und zwar mit Erfolg!

Jetzt schickt Lukas uns Fotos und erzählt dazu ein wenig über die Geschichte der Tiere, die abgebildet sind. Wir freuen uns sehr und sagen: Danke, Lukas!

Tiere, Natur, Biologie, Ökologie sind seine Leidenschaft. Als 11-jähriger Schüler hat er die Imkerei für sich entdeckt. „Wie wichtig die Bienen für unsere intakte Umwelt sind, habe ich erst nach und nach verstanden.“ Inzwischen hat er 5 eigene Bienenstöcke, um die er sich Zuhause in Münster verantwortungsvoll kümmert. Für sein Engagement im Insektenschutz ist er bereits mit dem Hermann Klingler-Jugendpreis bedacht worden, eine landesweite Auszeichnung des NABU Nordrhein-Westfalen. Außerdem züchtet Lukas tropische Pflanzen. Und so liegt es auch auf der Hand, dass er ab Herbst Biowissenschaften studieren wird.

Freiwilligenarbeit und Praktika direkt vor Ort in Südamerika können ganz unterschiedlich aussehen. Soziale Projekte führen zu einem besonders intensiven Einblick in die Mentalität und Kultur der Bevölkerung. Dabei variieren die Möglichkeiten von einem Einsatz im Unterrichten und der Betreuung von Kindern und Jugendlichen in Schulen und Kindergärten, über eine Mitarbeit in Frauenhäusern und Altenheimen bis hin zum Aufbau von Wirtschaftsstrukturen. Auch im medizinischen Bereich sind Praktika und Freiwilligenarbeit möglich.

Lukas Feeken, amaZonico, Ecuador
Training mit Zusatzgewicht: Lukas trägt einen Sack Mehl, der gut 50 kg wiegt – diesmal ist es aber Futter für die Menschen! 😉 Einmal pro Woche werden Lebensmittel per Boot gebracht. Zweimal pro Woche kommen Obst und Gemüse für die Tiere.

Wer dagegen einen intensiven Einblick in die Natur und Ökologie Südamerikas erhalten und sich gleichzeitig für ihren Erhalt einsetzen möchte, sollte sich wie Lukas nach einem entsprechenden Projekt umsehen. Im Bereich des Tierschutzes bieten sich zum Beispiel auch Freiwilligentätigkeiten für wildlebende Tierarten wie Pinguine in Chile und Schildkröten in Costa Rica an. Aber auch der Einsatz für Straßenhunde kann eine Möglichkeit sein. Daneben gibt es auch Organisationen, die sich für den Erhalt der Regenwälder oder der Meere Südamerikas als einzigartige und bedrohte Lebensräume einsetzen.

Inzwischen, so sagt Lukas, habe er sich richtig gut eingelebt und „es fühlt sich an, als hätte ich nie etwas Anderes gemacht“. Neben der Fütterung der Tiere im amaZoonico Wildlife Rescue gehört es auch zu Lukas‘ Aufgaben, Besucher zu empfangen und sie als Natur-Guide durch das Center zu führen. Dabei unterhält er sich mit den Besuchern – die aus allen Ecken der Welt kommen – auf Deutsch, Englisch oder Französisch. Und bald dürfte das auch auf Spanisch klappen, denn „ich lerne immer mehr dazu“.

Oftmals haben die Tiere – ob Affen, Papageien oder sogar Schlangen – das gleiche, von Menschen gemachte, Schicksal erlitten … Lukas zeigt den Besuchern eine Anakonda, ein weibliches, kleinwüchsiges Exemplar. „Die Schlange wurde als Haustier gehalten und schlecht ernährt. Vor einigen Jahren wurde sie in Tena auf der Straße gefunden – untergewichtig und verängstigt. Sie ist deshalb bis heute nur halb so groß wie normal entwickelte Anakonda-Weibchen. Die können 6 bis 7 m lang werden, die größten sogar 10 oder 11 m.“ Die kleine Schlange könne nicht selbstständig jagen, weil sie vor jeglicher, sich bewegender Beute Angst habe. Lukas ist sauer: „An ihr kann man sehen, wie schlimm der Einfluss von Menschen auf Tiere sein kann. Denn einem Reptil den Jagdinstinkt auszutreiben – ist schon recht krass.“ Die Schlange wird nie wieder in Freiheit leben können werden und ist auf die Menschen im Wildlife Rescue Center und die regelmäßigen Fütterungen angewiesen.

Lukas Feeken, amaZonico, Ecuador
Der Wollaffe Retro ist ein dauerhafter Patient im amaZonico Rescue Center.

Es ist ein Balance-Akt: Tiere, die nicht wieder ausgewildert werden können, müssen von den Tier-Schützern möglichst gut und mit möglichst wenig Kontakt zu ihnen versorgt werden, da sie durch Menschen oft gestresst sind, erklärt Lukas. „Und Tiere, die eines Tages wieder in der freien Natur leben sollen, verlangen noch mehr Vorsicht und Diskretion, da sie ja wieder in der Wildnis überleben sollen, ohne Jägern zum Opfer zu fallen.“

Er hat viel Spaß an seinen Aufgaben und das merkt man auch daran, mit wieviel Herz er von „seinen“ Tieren erzählt. Zum Beispiel vom Wollaffen namens Retro. Auch er wurde einst als Haustier gehalten und grausamerweise so schlecht ernährt, dass seine Knochen deformiert sind und sein Immunsystem schwach ist. „Er wird nicht von anderen Affen akzeptiert. Deswegen kann er nicht ausgewildert werden und in einer Gruppe leben“, berichtet Lukas.

„Es mag sein, dass unsere Arbeit hier global gesehen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist“, überlegt Lukas, „aber es fühlt sich gut und richtig an, die Monate zwischen Schule und Studium mit etwas Sinnvollem zu füllen“. Besonders wichtig ist dem 18-Jährigen dabei, einen Einblick in das fragile Ökosystem Regenwald zu bekommen sowie die Beziehungen zwischen Mensch, Tier und Natur zu erleben. Dieses Wissen möchte er sich auch später zunutze machen, wenn er sich beispielsweise für Natur- und Umweltschutzmaßnahmen einsetzt.

 

Großes Foto/Beitragsbild:

Unterwegs auf einer 8-stündigen Tour durch den Selva Viva, fast 2000 Hektar geschützter Regenwald rund um das Wildlife Rescue. Unterwegs war Lukas mit einem Waldhüter, einem Guarda Bosco, der aufpasst, dass niemand jagt.

02.09.2019
 
Lukas Feeken, amaZonico, Ecuador


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