Züge sind toll. Sie transportieren uns mehr oder weniger pünktlich, aber meist sicher und zuverläßig von einem Ort zum Anderen. Im Zug kann man lesen, arbeiten, die vorüberziehende Landschaft betrachten und telefonieren und essen, manchmal zum Leidwesen der Mietreisenden. Es gibt einige legendäre Züge und Routen auf verschiedenen Kontinenten: Der Zephyr in den USA, der „Kanadier“ wie der Name schon sagt, in Kanada, der Hiram Bingham-Zug nach Machu Picchu in Peru, die Transsibirische Eisenbahn, der Tren de las Nubes, der über schwindelerregende Brücken in Argentinien fährt, die Pride of Africa in Südafrika, der Orient-Express und all die Panoramazüge der Schweiz, wie der Gotthard-, Glacier- und Bernina-Express. Natürlich gibt es noch viele mehr.
In Lateinamerika ist das Bahnnetz hingegen oft weniger gut ausgebaut. Zwar wurden immer wieder Züge in Betrieb genommen, doch häufig fiel die Infrastruktur Erdbeben oder anderen Naturgewalten zum Opfer, wie beispielsweise in Peru. Zudem mangelt es häufig an ausreichenden Mitteln für den Unterhalt. Die Distanzen in vielen Ländern sind enorm, und mit dem Bus verbringt man oft unzählige Stunden auf kurvigen, verkehrsreichen Straßen, was ein gewisses Risiko birgt. Fliegen ist eine Option, aber oft nicht die ökologischste. Daher reist der Kluge im Zug.
Aktuell gibt es immer wieder Megaprojekte, wie den Tren Maya in Mexiko. Solche Projekte sind stets umstritten. Hierzu die Meinung unserer Mitarbeiterin in Mexiko:
„Der Tren Maya ist ein sehr kontroverses Thema. Ich sehe das sehr gespalten. Umwelttechnisch ist das ganze natürlich überhaupt nicht gut. Dafür wurde sehr viel Regenwald abgeholzt und in den Lebensraum von vielen Tieren eingegriffen. Für die Region ist es vermutlich ein Gewinn, weil man sehr viel einfacher von A nach B kommt. Sowohl für Touristen als auch Einheimische die an der Riviera Maya arbeiten aber woanders leben ist der Zug sehr praktisch. Zudem wird gesagt, dass sehr viel Geld drin steckt, aber die qualitative Umsetzung nicht gut ist.“
Um Tierwanderungen zu gewährleisten, wurden zwar einige Brücken gebaut, doch bei weitem nicht genug, um die Biodiversität zu sichern. Einige Strecken verlaufen direkt durch den Regenwald, andere sind nah an unterirdischen Höhlen und Wasserspeichern angelegt. Millionen von Bäumen mussten für das Trassee weichen, und die ökologischen Vergehen sind zahlreich.
Das ist bei jedem Megaprojekt so. Auch gibt es Vorteile. Der Tren Maya verbindet touristische Orte mit armen Gegenden, die bisher schwer erreichbar waren, und eröffnet neue Möglichkeiten für Einheimische und Touristen. Bleibt die Hoffnung, dass nicht nur die Investoren ihren Teil des Kuchens bekommen, sondern auch jene, die an den Gleisen leben und dank des Zugs neue Arbeitsmöglichkeiten finden.