Meerschweinchen sind niedliche Tiere und in Europa beliebte Haustiere für Kinder. Die Vorstellung, sie zu essen, liegt uns fern, vor allem mir als Verfasserin dieses Beitrags. Als Kind, aufgewachsen in der Schweiz, hatte ich natürlich auch ein Meerschweinchen zu Hause. Sein Name war Strubeli. Er lebte alleine in einem Käfig, und manchmal durfte er im Garten oder in der Wohnung herumlaufen. Ich lief hinter ihm her, um sicherzustellen, dass er keine Kabel anknabberte. Ich hatte ihn zum Fressen gern.
Auch die Peruaner haben Meerschweinchen zum Fressen gern - im wahrsten Sinne des Wortes! Hier steht das Meerschweinchen auf der Speisekarte: Cuy! Für Europäer eher befremdlich, aber in Peru, wie auch in Bolivien und Ecuador, schütteln die Menschen den Kopf, wenn sie erfahren, dass die kleinen putzigen Tierchen bei uns nicht verspiesen, sondern als Haustiere gehalten werden. Andere Länder, andere Sitten!
Leben & Zucht
Das Meerschweinchen (lateinisch: Cavia porcellus) kommt ursprünglich aus Südamerika.
Machen wir zusammen einen kleinen Ausflug in die Welt der peruanischen Meerschweinchen. Diese werden zwar irgendwann gegessen, aber vorher leben sie eigentlich ein ziemlich artgerechtes Leben. Sie leben entweder in geräumigen Käfigen oder in der Küche. Viele typische Lehmhäuser haben einen Lehmboden und einen Holzherd. Dort leben die Meerschweinchen, fressen Gras und Alfalfa (Luzerne). Es gibt zudem Ausstellungen, wo die verschiedenen Rassen prämiert werden. Die preisgekrönten Tiere werden meist für die Zucht verwendet. In den Ställen, sogenannten „galpones“ werden die Tiere etwa nicht einfach alle zusammen, sondern getrennt gehalten. Weibchen und frisch geborene Junge zusammen, dann die Männchen, die zur Zucht dienen, separat, bis sie benötigt werden natürlich. Junge, entwöhnte Männchen sind unter sich, und so weiter. Hinter der Meerschweinchenzucht steckt eine ganze Wissenschaft, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine der produktivsten ist die Rasse Inka. Diese, wie mir bei meiner Recherche vor Ort, im Stall, gesagt wurde, ist sehr rentabel. Das heisst, dass sie sich schnell vermehren und schnell wachsen. Sie haben ein gutmütiges Temperament und können in verschiedenen Klimazonen gezüchtet werden. Viele Menschen, auch jene, die keine Bauern sind, züchten Meerschweinchen, weil es dazu wenig Platz braucht und die Tierchen einfach zu halten sind. Es gibt auch wilde Meerschweinchen. Diese haben oft ein bräunlich-gräuliches Fell.
Kulturelle Bedeutung
Das Meerschweinchen spielte schon zu Zeiten der Inkas ein wichtige Rolle. Aber deren Ursprung ist noch viel älter. Es wurde vor mehr als 3000 Jahren in den Anden domestiziert. Laut Überlieferung bereiteten später die Inkas für jeden Monat des Jahres ein Meerschweinchengericht zu, das sie bei ihren Feiern zu Ehren von Mutter Erde servierten.
Das "Cuy" als Nahrung
Das Fleisch von Meerschweinchen ist dem Kaninchenfleisch ähnlich. Andere finden, es sei wie Hähnchenfleisch. Fakt ist, dass es sehr nahrhaft ist und bei Kranken, Genesenden und bei Anämie wärmstens empfohlen wird. Wer Fleisch mag, soll gerne mal ein Cuy bestellen, vorzugsweise in einem Restaurant auf dem Land, oder eines, das wir euch empfehlen. Dann genieße „Cuy chactado“, „Cuy asado“ oder „Cuy al palo“. Das sind Zubereitungsarten, nebst anderen, die den meisten Menschen schmecken. Die Hochburgen für Meerschweinchen in der Region Cusco sind Tipón (ca. 20 Minuten außerhalb Cusco in Richtung Süden) und Lamay, im heiligen Tal der Inkas (ca. 40 Minuten von Cusco).
Für alle Tierliebhaber, zu denen auch wir von Lateinamerika.reisen gehören, ist es ein Trost zu wissen, dass die Tiere artgerecht gehalten werden.
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